Viele Besucher erleben Deutschland als ein weltoffenes, kulturell vielfältiges und lebenswertes Land. Und das nicht nur bei Events wie der Fußballweltmeisterschaft 2006. „Die Welt zu Gast bei Freunden“ hieß damals das offizielle Motto des Fußballevents. Und manche, die der Einladung folgten, waren überrascht von der Lebensfreude, Freundlichkeit und Neugierde der Menschen in dem bevölkerungsreichsten Land der Europäischen Union. Sie konnten erleben, dass für „die Deutschen“ nicht nur wirtschaftlicher Erfolg im Mittelpunkt steht, sondern auch Familie, Freunde und eben Freizeit. Sie haben aber auch gesehen, dass die meisten Älteren wie Jüngeren sich bis heute intensiv mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und der deutschen Teilung bis zur Wiedervereinigung 1990 auseinandersetzen. Und dass die Konsequenz dieser Vergangenheitsbewältigung eine lebendige Erinnerungskultur sowie tiefe Verankerung von Grundwerten wie Solidarität und Respekt vor Verschiedenheit hervorgebracht hat.
Es wundert daher nicht, dass Deutschland längst ein Zuwanderungsland geworden ist. Von der gelebten Vielfalt im Land erzählen die Zahlen, die manch einen überraschen dürften. Von den insgesamt 82,87 Millionen Menschen in Deutschland haben allein 10,96 Millionen einen ausländischen Pass – so viele wie in keinem anderen der 28 EU-Staaten. Rechnet man dann noch jene Frauen und Männer hinzu, die inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft haben, aber nicht in Deutschland geboren sind oder von eingewanderten Eltern abstammen, dann haben über 20 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Deutschland einen Migrationshintergrund. Das heißt: Fast ein Fünftel der Einwohner hat ausländische Wurzeln.
Die wachsende kulturelle Vielfalt ist einerseits eine gesellschaftliche und politische Herausforderung für Deutschland, andererseits stellt sie eine Chance dar, das Zusammenleben im Herzen Europas aktiv und zukunftsorientiert zu gestalten.
Dass es sich in Deutschland gut leben und arbeiten lässt, hat sich herumgesprochen: Deutschland als Zuwanderungsland ist attraktiv wie nie. Seit 1950 gab es nur wenige Jahre, in denen in Deutschland mehr Menschen ab- als zugewandert sind. Die deutsche Wiedervereinigung im Jahr 1990 legte einen Grundstein für hohe Zuzugsraten, die im Jahr 1992 ihren Höhepunkt erreichten. Die gute konjunkturelle Lage und fortlaufende Stabilität auf dem Arbeitsmarkt ließ sich auf den positiven Saldo zurückführen. Dieser war lediglich zur Zeit der globalen Rezession in den Jahren 2008 und 2009 negativ, erstmals seit 1984.
Die Schere zwischen Zu- und Abwanderung wurde in den Jahren 2010 bis 2015 immer größer. Der hohe positive Wanderungssaldo von ausländischen Personen im Jahr 2015, der zwar auch auf die hohe Flüchtlingsmigration zurückzuführen ist, hat sich im Jahr 2016 wieder deutlich reduziert. Es kommen also immer mehr Menschen nach Deutschland, um sich hier beruflich weiterzuentwickeln.
Vor allem junge Zuwanderer kommen nach Deutschland, wodurch eine Lücke geschlossen werden kann, welche in Deutschland durch niedrige Geburtenraten vorauszusehen ist. 2019 lebten über 83 Millionen Menschen in Deutschland. Im Durchschnitt waren sie 44,5 Jahre alt. Die jüngeren Jahrgänge in Deutschland können also rein rechnerisch nicht die Generation ihrer Eltern ersetzen. Insbesondere junge Zugewanderte können diese demografische Lücke füllen, indem sie dem deutschen Arbeitsmarkt noch lange zur Verfügung stehen, den Fachkräftemangel mildern und zu Wohlstand und wirtschaftlichem Erfolg beitragen. Voraussetzung hierfür sind die geeigneten Qualifikationen.
Immer mehr Zuwanderinnen und Zuwanderer im erwerbsfähigen Alter weisen einen Hochschulabschluss vor. Das Qualifikationsprofil der Zugewanderten hat sich seit ein paar Jahren deutlich verbessert. Der Anteil der Personen im Alter von 25 bis 65 mit eigener Migrationserfahrung und einem akademischen Abschluss ist vom Jahr 2005 bis 2016 soweit gestiegen, dass er etwa gleichauf mit dem der Gesamtbevölkerung in Deutschland im gleichen Alter war. Damit unterscheidet sich die Qualifikationsstruktur der Zugewanderten nicht mehr erheblich von der gesamten Bevölkerung in Deutschland. Dass immer mehr Akademikerinnen und Akademiker nach Deutschland zuwandern, lässt sich durch die vereinfachten Zuwanderungsmöglichkeiten für diese Personengruppe erklären.
Durch das Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes im Jahr 2012 haben alle Zuwanderungsinteressierten und bereits Zugewanderte die Möglichkeit, ihre ausländischen Qualifikationen in Deutschland anerkennen zu lassen. Dieser Schritt ist notwendig für Zuwanderinnen und Zuwanderer, die nicht aus der EU stammen, keinen Hochschulabschluss besitzen und in Deutschland eine Arbeit aufnehmen wollen. Für Bürgerinnen und Bürger aus der EU, die in einem reglementierten Beruf – wie als Ärztin bzw. als Arzt oder Rechtsanwältin bzw. Rechtsanwalt – arbeiten, ist die Anerkennung ebenso eine Voraussetzung, um ihren Beruf in Deutschland ausüben zu dürfen. Die Erfolgschancen stehen dabei gut. Die Gesamtzahl der positiven Entscheidungen bezüglich der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse ist vom Jahr 2012 bis 2019 von 7.980 auf 34.695 gestiegen. Davon haben 50,2% sogar eine volle Gleichwertigkeit erlangt. Zugewanderte haben somit gute Voraussetzungen für die Jobsuche und den Start ihrer Karriere in Deutschland.
Im internationalen Vergleich der Volkswirtschaften belegt Deutschland in vielen Disziplinen vordere Plätze. Nun könnte man meinen, die Deutschen erreichten ihre Platzierungen durch ihren sprichwörtlichen Fleiß, lange Arbeitszeiten, kaum Urlaub und weniger Feiertage als andere Länder. Jedoch beweisen die Statistiken das Gegenteil. Was die Arbeitszeiten angeht, erreichte Deutschland mit 1.651 tariflich vereinbarten Stunden je Vollzeitbeschäftigtem 2014 den drittniedrigsten Wert in der EU-28. Nur Frankreich und Dänemark hatten noch kürzere jährliche tarifliche Arbeitszeiten. Auch bei den Urlaubs- und Feiertagen gibt es eine große Bandbreite innerhalb der EU: In Deutschland kamen die Beschäftigten im Jahr 2014 auf 41 Urlaubs- und Feiertage, während der Durchschnitt in der EU-28 bei 35,7 lag.
Schon Albert Einstein hat gesagt: „Die besten Dinge im Leben sind nicht die, die man für Geld bekommt.“ Das mag stimmen. Für alles andere haben die Deutschen im Jahr 2018 monatlich im Durchschnitt 2.704 Euro je Haushalt ausgegeben. Der größte Anteil wurde dabei für Wohnen, Energie und Wohnungsinstandhaltung aufgewendet (908 Euro). Darauf folgten Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren und Verkehr (je 360 Euro). Aber auch Freizeit und Kultur kommen nicht zu kurz: Monatlich geben die Deutschen 304 Euro für Sport, Kino und Co. aus.
Quelle: https://www.make-it-in-germany.com/
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